Herr von Ferstel oder: Wenn einer eine Reise tut.
Üblich war es ja nicht, dass ein Palais nach seinem Architekten benannt wurde. Doch das Palais Ferstel trägt stolz den Namen seines Architekten, der – eben von einer scheinbar ausgesprochen inspirierenden Italien-Reise heimgekehrt – sich voller Verve auf die Konzeption dieses prachtvollsten aller Gründerzeit-Bauten warf.
Hier konnte er nach bester Lust und Laune venezianische und florentinische Trecento- Architektur und Kunst zu einem eleganten Entwurf vereinen.
In der Ferstelpassage mit ihrem eindrucksvollen Glasdach kann man heute Flanieren, ums Eck im Café Central einkehren und natürlich in den Räumen im ersten Stock wundervolle Feste feiern. Sanft umplätschert vom „Donauweibchen“-Brunnen aus der Hand von Anton von Fernkorn.
Ferstel war ein Verfechter der „Materialkunst“. Nur die besten Steine waren gut genug. Die mächtigen schmiedeeisernen Gittertore wurden von einem Silberschmied geschaffen. Die Fassade mit Plastiken von Hanns Gasser geschmückt. Innen wurde mit Stukkolustro, reicher Bemalung, Ledertapeten und edlen Holzvertäfelungen gearbeitet.
Der gesamte Bau samt Innenausstattung kostete die gewaltige Summe von 1.897.600 Gulden heute: rd. € 25 Mio! Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass der damalige Gouverneur der Nationalbank, Franz von Pipitz, verlangte, dass „…der Bau bei strenger Beachtung von Ökonomie und bei Vermeidung eines wertlosen Luxus“ entworfen werden sollte.
Heinrich von Ferstel wurde nur 51 Jahre alt, doch seine Bauten (Votivkirche/Wien, Museum und Universität für Angewandte Kunst/Wien, Palazzo del Lloyd Austriaco/Triest) bezaubern bis heute.